29 November 2005

Am Eisen

Seit nunmehr gut 2 Monate bin ich dabei meinen Astralkörper zu formen. Ich weiß, eigentlich ist es völlig unnötig, doch ein wenig Eitelkeit muss man auch mir zugestehen. Dreimal die Woche schicke ich mich und meinen Körper an die schweisstreibende Arbeit, mit Erfolg. Erstaunlich was ein wenig Bewegung bewirken kann.
Doch noch erstaunlicher ist das illustre Publikum eines Fitnessstudios (Gesundheitscenter nennen sie sich selbst). Meine Zeiten sind vormittags von 8-10 Uhr, denn da ist es einfach leerer und ruhiger. Größtenteils trifft man muntere, aktive Leute des reiferen Alters. Die Rede ist von Rentner, anscheinend gibt es für sie zwei Arten der Beschäftigung, entweder frönen sie der Busfahrt oder sie versuchen ihren gebrechlichen Körper an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit zu treiben. Auffällig ist, dass anscheinend nicht der Sport im Vordergrund steht, denn nach zwei Wiederholungen setzen sie sich erschöpft zu ihren Bekannten um dort gepflegte Konversation zu betreiben. Lustig wird über den vergangenen Urlaub und die ach so anstrengenden Übungen philosophiert. Hmm, nicht geschwitzt haben sie bei den Übungen, aber bei ihren Erzählungen reden sie sich derart in Rage, dass sich nun tatsächlich Schweißperlen auf ihrer Stirn abzeichnen.

Doch es treibt nicht nur Rentner in die Muckibude, nein zu dieser Zeit sind auch schon die Männer unterwegs und wenn ich Männer sage meine ich Männer. Breite muskelbepackte Beine, ein winziger Po, ein breiter Rücken und noch breitere Schultern werden von einem kleinen rasierten Kopf gekrönt. Zuerst hatte ich sie gar nicht wahrgenommen, aber als ich das erste Mal einen urtümlichen gutturalen Schrei vernahm wusste ich sofort was das zu bedeuten hatte. Eine der Pumper vergewaltigte gerade die Maschine, das Gewicht auf dem Maximum quälte er die Seilstränge und Gewinde aufs Äußerte. Sein schmerzverzerrtes Gesicht rannen etliche Schweißperlen hinab, doch er liess nicht locker und prügelte seinen Körper immer weiter. Fasziniert beobachtete ich das Bild des Grauens, der deformierte Mann wiederholte seinen Schrei und zog ein letztes Mal den schwarzen Gewichtsblock empor. Jeder normale Mensch wäre nun erschöpft zusammen gebrochen, doch nicht er. Er erhob sich um mit immer noch schmerzverzerrten Gesicht sich im Spiegel zu betrachteten, grimmig zufrieden nickte er sich zu. er war wohl zufrieden, glaube ich. Im Anschluss folgte der routinierte Kontrollgang zur Waage, so wie jeden Tag es könnte durchaus sein, dass man in der Zeit 30g mehr Muskeln aufgebaut hat. Man kann nie wissen, immerhin waren sie erfahren - musste also Sinn ergeben, gehe ich doch auch täglich auf die Toilette und wasche mich, also warum nicht auch auf die Waage?

Im Anschluss an das Training gehe ich gern einmal in die Saune - doch das in dem nächsten Beitrag.

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