28 April 2006

:kemmis

Einer der Leser der ersten Stunden, ein treuer Vasall, ein Besucher ungeachtet meiner Pausen, der auch gern seine Meinung kund tut und sich nicht hinter der Stille versteckt. Täglich besucht er meine Seite und versucht sich an meinen Worten und scheint sogar von meinem Humor angetan zu sein. Doch was ist er? Diese Frage quält mich schon seit längerem und die Antwort bleibt mir leider verborgen. Nur ein Detail konnte ich bis jetzt aus ihm herausbekommen, er isst Jagdwurst. Gern. Sehr gern. Leidenschaftlich gern und er scheut sich nicht, diesem bei jeder Gelegenheit Nachdruck zu verleihen. Dies rückt ihn natürlich in die Ecke des Merkwürdigen, wenn nicht sogar des Absurden.

Er ist ein junger Mann von gewisser Attraktivität mit einem spitzbübischen Lächeln und dem Sinn zur Provokation. Hinter einer Fassade der Weltmännischkeit verbirgt sich ein kleiner netter Junge, bereit seinen Schelm auf jeden los zu lassen. Ja, er könnte fast sympathisch sein, wenn er nicht Jagdwurst essen würde. Schade eigentlich.

Aber der Herr ist tatsächlich ein Mann von Welt, denn des Glückes Fügung trieb ihn nach Bali. Dort unten Palmen, zwischen Alkohol, nächtlichen Orgien und deutschen Frauen erlebte er merkwürdige Dinge, von denen er gern und ausgiebig berichtet. Unterhaltsame, nette Zeilen eines Urlaubers, der sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich wieder einmal in Deutschland zu sein. Einen deutschen Kaffee zu trinken, ein deutsches Brötchen zu essen und sich wohl zu fühlen. Hier ist er Mensch, hier darf ers sein. Ja auch das ist Deutschland und das gefällt mir. So hat wohl alles im Leben seine zwei Seiten, Deutschland ein Land der Dealer, Jugendkriminalität, Alkoholiker, Bauchmenschen und Perversen. Aber auch ein Land der hübschen Frauen, :kemmise, kons und anderer interessanter Charaktere.

Deutschland, ein Land mit Möglichkeiten das Glück zu finden, vergessen wir Amerika und die Freiheitsstatue, ich sage der Fernsehturm ist das Ziel! Er steht in Berlin und heisst jeden willkommen, schreit förmlich heraus: 'Du bist Deutschland. Du kannst es sein!' Engagiere dich und du wirst belohnt, lasse dich treiben und fahre S-Bahn, liebe die U-Bahn,  verabscheue die Jagdwurst, treibe Sport, lerne alte Menschen kenne, trage Schuhe im Winter, wage etwas - trage einen Hut, weine nicht - lache, trage Schuhe auch im Sommer oder Sandalen, wasche dich, lebe deine Rente, öffne Türen wenn sie verschlossen sind, trinke Bier aus der Kaffeemaschine. Sieh mich an. Ich stehe hier und bin ein Fußball.

Fußball, ein Sport dem :kemmis nicht gerade leidenschaftlich verbunden ist. All das und noch viel mehr darf unter kemmis.blogspot.com nachlesen. Wer meint es würde sich lohnen wage es einfach, ich habe es nicht bereut.

26 April 2006

Eine Bahnfahrt (Heimfahrt)

Donnerstag, der 23.04.05, Walldorf-Wiesloch. Es ist 15.34 mein Bus steht bereit, mein Ziel ist die Station SAP-EVZ, man kann sich nun langsam denken, was mich dorthin treibt. Der Bus als solches war mehr als - leer. Niemand wollte wohl die Fahrt mit der Dame am Steuer wagen, abgesehen von mir. Noch vor der Schranke, direkt vor der Busfahrerin - eine Dame Mitte vierzig mit einem überaus freundlich grimmigen Gesicht - suchte ich in meiner Tasche nach der Wegbeschreibung, um mich zu vergewissern, dass meine Station tatsächlich SAP-EVZ war, ja es war. Freundlich lächelnd fragte ich ob sie denn auch dies anfahren würde, die Antwort war: 'Ja und steigen sie endlich ein.' Aha, die Freundlichkeit der Menschen dort, na das kann ja was werden. Eingestiegen war ich zwar schon, stand ja im Bus, aber wer weiß was sie meinte. Abwartend stand ich da, darauf ein nettes Bellen von ihr: 'Hinter die Schranke.' Oh ja, wahrscheinlich war auch sie Deutschland, aber ich hatte einen Grund dort zu stehen und meinte: 'Ähm, wie viel wird die Fahrt denn kosten?' Sie kuckte mich an, ich kuckte sie an. Sie war verwirrt, ich irgendwie auch. Nach ein paar Sekunden des Starrens - ich dachte daran ihr mir meine Liebe zu gestehen - verwies sich mich hinter die Schranke und tippte emsig auf ihrem Gerät herum während sie im halsbrecherischen Tempo den Bus in Bewegung setzte. Nach drei Minuten (anscheinend kommt niemand auf die absurde Idee zu zahlen), sagte sie 1,30 €. Hmm, der Online-Fahrplan sprach zwar von 1,70 €, aber wer will schon um 40 Cent feilschen und dann auch noch mit diesem Mannsweib? Ich zahlte und sie liess mich aussteigen, an der Haltestelle.

Nachdem ich mich umgesehen hatte und zweimal im Kreis gelaufen war hatte ich es gefunden, das Building 3, Ort meines Vorstellungsgesprächs. Bei der attraktiven Dame am Empfang (die sich am Telefon nur mit Gabi meldete) füllte ich einen Zettel aus, gab an ein 'netzwerkfähiges Gerät' bei mir zu führen und keine bösen Absichten zu hegen. Dann holte man mich ab und führte mich ins Sterngebäude. Auf dem Weg dorthin erfuhr ich, dass es durchaus einen Tennisplatz, wie auch ein Fitnessstudio gäbe, nun man kümmert sich wohl um das leibliche Wohl der Mitarbeiter. Ich möchte nun nicht mit Details langweilen, auf Nachfrage antworte ich gern, doch nach zwei Stunden intensiven Vorstellungsgesprächs konnte ich wohl soweit überzeugen, dass man mich als Praktikant durchaus anstellen würde. Land der grummligen Busfahrerinnen, ich komme. Geschwind brachte mich zurück zu dem S-Bahnhof, so dass ich meine Heimreise antreten durfte. Die Rückfahrt mit der S-Bahn war an sich ereignislos, wäre da nicht die volltrunkene Dame mit ihrem nüchternen Freund gewesen. An sich schon erstaunlich, dass das weibliche Geschlecht hemmungslos trinkt, während der hagere Mann neben ihm darben muss. Sie unterhielt mit ihren Wortfetzen den ganzen Zug und er versuchte sie zu beruhigen - erfolglos. Dann endlich war Mannheim in Sicht und ich konnte den Zug verlassen, während die Dame über ihr offensichtlich unbefriedigendes Sexualleben philosophierte. Schade, jetzt wo es einmal richtig spannend wird muss ich Deutschlands Sexualität hinter mir lassen, nun man kann nicht alles haben. Ich suchte nach meinem Zug, genauer nach dem Gleis, dann fand ich ihn. Hinter dem Zug auf der Tafel stand gelb etwas von Entlastungszug. Das machte mir Angst, wie man weiß war am folgenden Tag Karfreitag, es war 19.20 und viele Menschen wollte nach Haus. Das nun auch schon ein Entlastungszug eingesetzt werden muss spricht von Massen zuckender Leiber die sich in einen Zug drängen wollen. Doch das Schlimmste war: Ich hatte keine Zigaretten. Gut, kaufte ich sie mir einfach. Auf dem Weg zu dem Gleis fiel mir noch etwas Schlimmeres ein, ich hatte keine Reservierung.

Angekommen auf dem Gleis war es leer und das 8 Minuten vor Abfahrt des Zuges, na sieht doch ganz gut aus. Eine Zigarette später bekam ich Angst, aus allen möglichen Löcher kamen sie gekrochen, Menschen mit Taschen und Koffern. Menschen mit Kindern, Flaschen, Musik und womöglich einer Reservierung. Der Einsatzzug fuhr ein, er war kürzer als normal und der Bahnsteig war überfüllt. Die Menschen drängten zu dem Eingang, ich stand zu weit hinten und es bildeten sich Trauben vor den Eingängen. Jeder wollte mit, ich ja auch. Als ich meine Traube erreicht hatte war selbst das Raucherabteil gefüllt mit Stehenden. Nun ja, immerhin hatte ich ja die volle Flexibilität und keinen Sparpreis, konnte so auch den Nächsten nehmen. Wenn es denn einen Nächsten gab. Eine junge Dame neben mir wedelte unter Tränen mit ihrem Sparpreis 50 Ticket in der Luft - Zugbindung. Was nun? Ein dicker Schaffner mit Schnurrbart nahm sie an die Hand und strich ihr über den Kopf: 'Keine Sorge meine Kleine, das kriegen wir schon, komm mal mit.' Oh.

Wann fuhr der nächste Zug? Richtig 5 Minuten später, der Reguläre nämlich. Der Bahnsteig war nur noch halbvoll konnte also noch etwas werden, mit dem Sitzplatz. Der Zug kam dann 8 Minuten später und ich hinein - Raucherabteil. Verdammt, Nichtraucher voll, vor und hinter mir tausende Menschen und der Rauchergroßraum wäre mein Tod. Was nun? Etwas ratlos stand ich auf dem Gang der abgeschlossenen Abteile (Raucher) vor und hinter mir drängende Menschen. Da sah ich die Rettung, in dem Abteil saßen nur drei bei sechs ausgewiesenen Reservierungen. Eine am Fenster war München - Berlin. Perfekt. Also betrat ich selbstsicher das Abteil und nahm Platz, die anderen drei - zwei Herren mit Bauch, mitte vierzig und eine junge Tante in 'PussyCat' Pulli - musterten mich etwas komisch. Nach einigen Sekunden des Schweigens meinte ich: 'Ja, das ist nicht mein Platz.' Sie grinsten. Einer meinte: 'Unsere auch nicht.' Na ein Glück. Dann aber betrat ein Pärchen unser Abteil, es war ein Herr Mitte Sechzig in geschmackvoll hängenden Kordhosen gekleidet nebst seiner jungen Begleiterin. Sie war schätzungsweise 34, blondiertes Haar und hatte neckische Sommersprossen, auf dem kopf ein niedliches frz. Hütchen, eine schlanke Figur und enge Hosen. Ja, das ist mir nur zufällig aufgefallen. Vater und Tochter dachte ich und versank wieder in der Lektüre des Spiegels. Beide setzen sich und sie berührte sein Knie. Ahh Vater und Tochter mochte sich, schön. Dann küsste sie ihn auf die Wange. Vater und Tochter küssen sich, schön. Und dann küssten sich Vater und Tochter mit der Zunge - sie sind Deutschland. Dann fragte sie mit osteuropäischen Akzent nach der Instyle. Verdammt, das sind sie, die berühmt berüchtigten Katalogfrauen. Endlich eine in Natura und auch mit Hut.

Kurz vor Kassel bekamen die beiden dicken Männer Angst (das junge Girlieding hatte uns schon verlassen), denn wir hatten ca. 15 Verspätung, so hatten wir zumindest verstanden. Also beschloss man unter für alten Männern üblichen Kalauern (z.B. 'Ich sach nur, der Zuch is abgefahrn.') weiter zu fahren. Spontan und völlig zufällig tauchte ein Schaffner auf, schön dick mit einem Oberlippenbart. In der linken Hand eine Signallampe, die ich noch aus meinen Ostkinderzeiten kannte. Der eine Dicke meinte zu dem dicken Schaffner: 'Entschuldigung ich muss nach Ferden.' - 'Watt? Wohin wollen se? Ein Berliner, ein echter berliner Schaffner, ich konnte mein Glück nicht fassen. 'Ferden, ich möchte nach Ferden.' - 'Ferda an da Ahle, oda watt?' - 'Richtig.' - 'Naaa, warum issa dann nicht ausjestiegen in Kassel?' - 'na der Zug hatte doch wohl 15 min Verspätung.' - 'Nee ditt is nicht richtich, hatta doch Jas jejeben das wa ditt noch rausholen, wa?' - 'Oh, das wusste ich nicht.' - 'Ja und nu?' - 'Hmmm.' - 'Na keene Sorge, is ja eingleisig die Strecke, kann nich überholen.' - 'Na dann ist ja gut.' - 'Jenau, sonst noch watt?' - 'Nein, nein. Danke.' - 'Keen Problem.' Der Schaffner ging weiter und rief ins nächste Abteil: 'Und watt ham wa hier für Sorgen?' Er war mir sympathisch. Die beiden Dicken stiegen also lachend und kalauernd am nächsten Bahnhof aus, es war dunkel kurz vor zehn und ich müde. Wir waren nur noch zu dritt im Abteil und ich nickte ein.

Irgendetwas stimmte nicht, ich wollte ruhig schlafen, konnte es auch fast, aber irgendetwas stimmte hier nicht. Ich öffnet leicht meinen Augen und lauschte, da war es schon wieder. Ich schüttelte mich und seufzte, Augen zu und schlafen dachte ich mir. Aber was war das? Da - schon wieder. Ein leise schmatzendes Geräusch, irgendwie widerlich. Erneut öffnet ich meine Augen und sah vorsichtig nach links (ich saß rechts am Gang), der Lustgreis und seine Gespielin saßen sich am Fenster gegenüber und ergaben sich ihren lüsternen Spielen. Verdammt und das auch noch mit Geräuschen. Ja, mir ekelte es und das sehr. Ich stand auf, genoss eine Zigarette nahm meine Sachen und suchte den Nichtraucher auf, er war fast leer, an einem Tisch noch zwei Plätze gegenüber einer alternativen Dame. Ich nickte freundlich, setzte mich und schlief ein. Kurz vor Berlin-Ostbahnhof (oder Stadtbahnhof, wie mans nun möchte) schreckte ich hoch, nahm meine Sachen und gähnte. Ich wollte ins Bett, vor mir ein dickeres Mädchen mit ihrem athletischen Bundeswehrfreund, fragte mich was will sie mit dem? Moment, irgendwas stimmte an meiner Frage nicht. Ach ja, was will er mit ihr? Mir kamen verschiedene Szenarien in den Sinn, aber nur eines klang logisch.

Wohlhabend wie ich bin nahm ich ein Taxi mit einem Mann drin, wohl der Fahrer. Angekommen in meinen vier Wänden sank ich sofort in meinen traumlosen Schlaf.

ps: Ab dem 01.07.2006 ist der kon also in Heidelberg. Es kennt nicht zufällig eine WG die mich gern aufnehmen würde? Ich denke an zwei Frauen (oder Männer oder gemischt), nur sauber müssen sie sein. Zumindest ein Mindestmaß davon.

21 April 2006

Intermezzo

Natürlich hungert man auf den weiteren Verlauf der Bahnfahrt, doch gerade bemerke ich einen Beitrag, den ich völlig vergessen hatte zu veröffentlichen.

1. Es gibt Dinge über die kann ich lachen - über andere nicht. Für Interessierte gibt es nun ein Beispiel:

Hier ist ein kleiner Ausschnitt der von einem älteren Herr gesprochen wird. Weißes Haar, kantiges Gesicht und immer auf der Suche nach einem Profil verrennt sich er sich in den Tiefen der deutschen Sprache. Natürlich hat er völlig recht, so einfach ist es auch nicht. Man kennt ihn schon von komplexen Betrachtungen deutscher Bahnhöfe, sowie den dazugehörigen Flughäfen. Damit nicht genug, man erfährt mehr über seinen Garten und was so dazu gehört.

Genug der Worte lassen wir ihn doch selbst sprechen.

2. Es gibt Dinge über die kann ich schmunzeln, manche stimmen mich traurig oder nachdenklich. Selten steh ich ihnen fassungslos gegenüber.

Ich besitze übrigens ein Fahhrad und ich mag es, fahre zwar kaum mit ihm, ich mag es dennoch. Nun wurden mir Aufzeichnungen zugespielt die etwas unfassbar Grausames zeigen. Folter, vorsätzliche Brutatlität, schockierende Bilder - all das trifft auf den Ausschnitt zu. Ich möchte die zartbesaiteten Gemüter ausdrücklich warnen, die folgende Bilder sind real und zeigen das volle Ausmaß, so distanziere ich mich ausdrücklich von dem Inhalt wie von der moralischen Verantwortung meinen unmündigen Lesern gegenüber, von denen es sicher etliche gibt. Man werfe mir nicht vor, ich hätte keine Wanung ausgesprochen.

Ich rate zur Fassung, man setze sich und positioniere seinen Mauszeiger und drücke dann hier.

Ich habe geweint - kurz.


Ps: Ich überlege die Farbe kurz zu überarbeiten, hat jemand Vorschläge für einen interessanten Kontrast?

18 April 2006

Eine Bahnfahrt

Donnerstag, 13.04.06 der kon fährt Bahn. Nein, nicht wie gewöhnlich mit der U-Bahn oder gar mit der S-Bahn, sondern mit der Deutschen Bahn. Um genau zu sein mit einem ICE (Intercityexpress). Ein Abenteuer sondergleichen, von dem ich gern berichten möchte.

Es begann am Montag drei Tage vor besagter Fahrt, ich gehe auf die geschätzte Seite bahn.de um dort meine Buchung vorzunehmen. Start und Ziel eingetragen, Berlin Ostbahnhof nach Walldorf-Wiesloch. Die erste Überraschung, es gibt etliche Verbindungen, doch alle beginnen in Berlin-Stadtbahnhof. Wie was? Fahr ich nun vom Ostbahnhof oder vom Stadtbahnhof oder gar nicht? Hmm, wird wohl dasselbe sein hoffen wir das Beste. So Start um 9.26 klingt gut, bin ich ja dann schon 15.29 in Walldorf, Rückfahrt, die frühste um 18.29 dann ist man schon um 0.33 wieder in Berlin. Auch gut, so Reservierungen, habe einen Laptop dabei also her mit dem Tischplatz in Hoffnung auf eine Steckdose, Nichtraucher klingt gut. Noch ein Häkchen hier und da und auf Buchen geklickt. Aber was ist das? Ihre Reservierung ist leider nicht möglich? Oh. Gut zurück, nächste Reservierungskombination ausprobiert. Auch nicht. Noch mal. Wieder nichts. Noch mal. Wieder nicht. Hey! Noch mal. Für den reservierungspflichtigen Zug sind keine Reservierungen verfügbar? Auweia. Was nun? Weder das eine noch das andere scheint möglich, wird nichts aus meiner kleinen Fahrt? Na gut, dann wieder zum Anfang und diesmal komplett ohne Reservierungen. Geschafft. Dann noch das schöne Onlineticket ausgedruckt und die Fahrt kann beginnen.

Richtig, dem aufmerksamen Leser ist aufgefallen, dass ich für ein einstündiges Gespräch ganze 12 Stunden fahre, ja so groß kann Deutschland sein. Es kam der Donnerstag, um sieben steht man völlig verschlafen auf und fragt sich warum man überhaupt das Ganze angehen will. Dann aber weiß man es, für sich natürlich. Kurz blitze vor meinen Augen ein Spruch auf: 'Du bist Deutschland.' Na danke, wenn das bedeutet um sieben aufzustehen und zwölf Stunden zu fahren, dann möchte ich nicht Deutschland sein. Schnell ein Kaffee getrunken, die Sucht befriedigt (nein ich spritze nicht oder nehme Tablette - obwohl das wäre mal...wie auch immer) und schon auf zum Bahnhof. Pünktlich eingetroffen, der Zug und ich bereit für die gemeinschaftliche Unternehmung. Zweite Klasse hält im hinteren Bereich, ist ja auch die zweite Klasse, der letzte Wagen ist wohl das Beste, denn das gehobene Alter wird wohl kaum so weite Wege auf sich nehmen. Im Wagen wurde mir mein Fehler bewusst. Der letzte Wagen ist der Raucherwagen. So schlimm roch es dort aber nun auch nicht, die Luft war fast frisch und es gab jede Menge freie Plätze im Großraum. Zur Ergänzung, der Nichtraucher war voll. Wir waren zu viert, die Wände und Vorhänge angenehm gelb gefärbt und die Sitze weich. Kaum das der Zug angefahren war holten die ersten drei ihre Zigaretten heraus und begannen sie zu genießen. Genießen? Ein Mann mit tiefen Falten und aschfahler Haut sog an dem armen Papierröhrchen als wenn es um sein Leben ging, nach weniger als einer Minute war sie hinüber. Gut, also holte er sogleich die zweite hervor. Langsam wurde die Luft schlechter, als Mann wollte ich denen in nichts nachstehen, also gönnte auch ich mir eine. Komischerweise regte sich ein leichtes Würgen in meiner Kehlkopfgegend. Berlin Zoo und Spandau stiegen weitere zu, die Abteile füllten sich langsam, auch die passionierten Raucher vermehrten sich fröhlich. Interessant war, dass viele noch auf dem Bahnsteig eine geraucht hatten und kaum, dass sie saßen, die nächste entzündeten. Neben mir ließ sich eine Dame nieder, ja ich hätte mich gefreut, wenn diese Dame wirklich eine Dame gewesen wäre. Nahe den 60, tiefgelbe Finger, ebenso braune Fingernägel von tiefen Furchen durchzogen. Die Last des Alters und die tiefe Ergebenheit gegenüber dem Nikotin hatten sie entstellt, förmlich verunstaltet. Sie nahm ihre modisch schwarze Tasche an sich und präsentierte mir zwei Schachteln Golden American 25, die Big Box. Mir schwante Übles, sie nahm eine heraus und steckte sie zwischen ihre grauen Lippen. Langsam quoll der blaue Dunst zwischen ihren trocken, gerissenen Falten hervor. In der anderen Hand hielt sie ihr Mobiltelefon und versuchte ob des Rauches etwas zu erkennen. Die Schwaden quollen zu mir herüber, hinter mir rauchten drei (ich habe es nachgezählt) und gegenüber nochmals vier. Machte also acht Raucher. Langsam breitete sich ein Druck in meinem Kopf aus. Die Luft wurde knapp, ich hatte langsam aber sicher das Gefühl zu ersticken. Ich musste hier weg, freundlich fragte ich die halbtote Nikotinmumie, ob ich mal kurz an ihr vorbei dürfte. Durch die Schwaden lächelten mich braune Zahnstümpfe an (ich nahm mir vor weniger zu rauchen, das ist doch kein menschenwürdiges Ende) und krächzten hustend: 'Gern, junger Mann. Sie geben jetzt schon auf?' Aha! Sie wollte mich bei der Ehre packen, meinen Ehrgeiz wecken und mich dazu verführen noch länger ihre Folter zu ertragen. Mit fester Stimme sagte ich: 'Sicher.'

Ich nahm meine Habseligkeiten und suchte einen Platz, im Nichtraucherabteil war nichts zu holen, aber es gab noch im Raucherwagen drei kleine Sechserabteile, meine Rettung. Ich fragte verhalten: 'Entschuldigung, wird hier auch so übermäßig viel geraucht?' Ein Mann Mitte vierzig in Holzfällerhemd welches seinen dicken Bauch formschön betonte, welcher wiederum von einem Ledergürtel mit breiter Schnalle gehalten wurde, meinte lachend dem wäre so, nur er scherze. Zwei junge Mädchen, die eine hübsch die andere hatte ich nicht wirklich wahrgenommen (sie war nicht hübsch) und der Kumpan des Bäuchlings boten mir freundlich den Platz an. Ich setzte mich und erklärte mein Verhalten mit Verweis auf das Raucherurgestein - ein Fehler.

Der Bäuchling begann nun mir seine Lebensgeschichte aufzudrängen. Er war ein Lebemann, ein Künstler und was weiß ich noch alles. Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus, dass er unter anderem das Trackingsystem von UPS erfunden hatte, an Windows 32 (was auch immer es sein sollte) mitprogrammiert hatte und dazu auch gleich die Plastikdiskette erfunden hatte. Was für ein Mann! Komisch nur, dass er nicht wirklich die Aura des Erfolgs ausstrahlte. Aber es kam noch besser, auf die Frage was ich dich tun würde und ich meinte: 'Student'. Er: 'Ja aber was?' - 'Informatik und Volkswirtschaft so als Nebenfach. Ach ja und ich bin auch noch Karrierist.' - 'Ich sehe Geld!' - 'Äh Geld? In mir?' - 'Ja, schade das ich meine Karte nicht dabei habe.' Ja sehr schade dachte ich und seufzte innerlich vor Erleichterung. Der bauchige Lebemann hatte aber noch mehr auf Lager, erzählte vom P1 (die Hübsche erklärte mir das wäre eine Pseudo-Promi-Disko in München) und seinen Treffen mit den Wichtigen und Schönen der Welt. Nur ein Beispiel - Thomas Gottschalk! Natürlich, das erregt mich auch sehr, wenn er dieses Relikt der Öffentlich-rechtlichen getroffen hat. Aber er wollte nicht enden, im Flugzeug hatte er Sky Dumont getroffen! Ach? Da wurde ich natürlich erst recht neidisch, dann aber auch noch Barbara Schöneberger! Soso. Beide wollten natürlich neben ihm und seinem Bauch sitzen. Die Frau Schöneberger erzählte warum sie lange Röcke trägt und die Beine seitlich hält, denn ansonsten würden die Männer immer versuchen einen Blick zu erhaschen (dreckiges Gelächter vom Bäuchling). Nein sagte ich, das ist ja unvorstellbar. Nun musste ich aber auch wissen, was unser Lebemann mit Bauch denn selbst so trieb. Auf die Frage meinte er: 'Selbstständig. Wir sind ein international agierendes Unternehmen. Wir operieren in England, Holland, Spanien, Frankreich, Polen, Russland, Tschechien. Flexibel, kostengünstig und zuverlässig.' Daraufhin ich: 'Ach? Und mit welchem Fokus?' - 'Einzelfahrzeugüberführung.' Oha, ich musste grinsen.

Wir erreichten Braunschweig und die beiden dynamischen Fahrzeugführer mussten uns verlassen, kurz erzählten mir die beiden Damen aus Stuttgart von sich, ich von mir. Dann schliefen sie ein. Ich langweilte mich, eine Steckdose gab es nicht, eine Rückfahrt stand noch an, Film kucken ging auch nicht. Ich wurde ungehalten und rannte durch den Zug. Zwei Damen und drei Herren rempelte ich an. Auch nicht gerade spannend. Endlich erreichten wir Mannheim, ich wünschte viel Spaß in Stuttgart, sie mir in Heidelberg, na ja war ja fast richtig.

In Mannheim holte ich mir ein köstliches Fleischgericht, ein Ciabattaburger aus dem Hause McDonalds und wartete auf die S-Bahn. Während des Rauchens fiel mir eine junge Dame auf, sie war wohl ungefähr 14 oder 15 Jahre alt trug Jeans - komplett. In der Hand hielt sie ein modisch silbernes Klapphandy und telefonierte. Eine viertel Stunde kam die S-Bahn, sie telefonierte immer noch. Wir setzten uns, zufälligerweise gegenüber, sie telefonierte. Geschäfte womöglich Drogen dachte ich. Die Jugend fängt ja meist schon in dem Alter an - Heroin, Kokain, Ecstasy ist ja alles drin bei den jungen Dingern. Ja auch du bist Deutschland dachte ich als ich die Göre sah. Deutschland ein Land der Raucher und minderjährigen Drogendealer und Fahrzeugüberführern - stimmt mich optimistisch. Mit piepsiger Stimme erzählte sie etwas wie: 'Ja, ne. Die Jessy machts ja auch mit dem Headset. Ja ne. Hmmm. Nee, mir is das peinlich. Is doch - hmm. Ja. Heut Abend? Ja, Ice Age 2 - voll cool und lustig. Ja, hmm.' So gings 10 Minuten weiter mit dem Telefonieren. Dann makelte sie nahm das nächste Gespräch an: 'Heut Abend. Halb Sieben ja. Bei Marie, ja hmmm. Zwei Flaschen? Nee, hol mal 3.' Aha Cola also, Fante vielleicht sogar Sprite? Wasser, Apfelsaft oder sind sie mutig und trinken Kindersekt? 'Ja nimm ma den billigen Wodka.' Deutschland, auch du bist Deutschland - ich will nicht Deutschland sein. Dreimaliges Makeln später legte sie auf. Man beachte, vermutlich 35 Minuten endlose Gespräche am Mobiltelefon. Vier Anrufe und alles drehte sich um Ice Age 2 und Wodka und das mit 15. Der alte Mann neben mit taxierte mit seinem Blick das junge Ding und mir wurde so einiges klar.

Walldorf-Wiesloch, da war er, der S-Bahnhof. Endlich. Zügig stieg ich aus und erreichte meinen Bus. Man stellt sich nun die Frage, was will der kon denn dort? Warum fährt er nur den ganzen Tag Bahn? Was ist in Walldorf passiert? Wie war die Rückfahrt? Und was kann noch alles Deutschland sein? Dazu später mehr.

13 April 2006

Jack Johnson

Berlin, 19.03.2006. Ein Konzert steht an, der Meister selbst wird erscheinen - Jack Johnson. Ich nehme an ein jeder kennt ihn, so dass ich darauf verzichte hier näher darauf einzugehen. Wer mehr über ihn erfahren möchte wage einfach einen Blick auf Google (nicht vergessen Jack Johnson als Suchbegriff einzugeben, kon geht auch, führt aber nicht zu Jack).

Man macht sich also bereit für das unglaubliche Ereignis. Da mich sechs junge Damen und ein Freund nebst Gefährtin begleiten wollten war ich entsprechend aufgeregt. Nein es lag natürlich nicht an den jungen Damen, denn sie sind mir natürlich hoffnungslos verfallen, nur werde ich werde heut Abend den lockersten, entspanntesten Mann der Welt sehen. Ein Surfer so entspannt, dass er selbst dem eigenen Tod die Hand schüttelt und zu einem Drink einlädt, was für ein Mann. Ich gebe zu, ich war gespannt.

Doch nun zu dem eigentlichen Ereignis: Man drängelte sich also mit all den Massen in die so genannte 'Arena'. Die Halle als solche war spärlich ausgeleuchtet, die Stimmung recht angenehm, man plauderte laut und bestellte sich ein Bier. Im Hintergrund spielte eine junge Band auf der stimmungsvoll ausgeleuchteten Bühne, ich glaube Alo war ihr Name. Mit meinem Damen kam ich ab und an ins Gespräch, da sie alle Medizinerinnen sind, war das Gesprächsthema des Abends das Physikum, denn es stand ja an. Ich gebe zu, wenn es nur das Physikum als solches gewesen wäre gut, aber es ging primär um das Lernen. So fragte ich mich warum ich denn bei den Lernwütigen stehe und habe mich meinem jungen Freunde und seiner Partnerin angeschlossen, sie standen ja neben den Medizinfrauen. Nun das Konzert wollte immer noch nicht beginnen. Ein weiterer junger Mann betrat die Bühne, recht gut angezogen dachte ich mir, Matt Costa sein Name. Am Anfang klang es nett, aber dann wurde die Stücke beschwingter, sehr schön melodisch und echt Handarbeit - was soll ich sagen? Ich habe noch am selben Abend den iTunes Music Store bemüht und der bösartigen Musikindustrie 10 € in den Rachen geworfen. Nach diesem fulminanten Auftakt kam der Meister selbst, der Mann der Männer, der Jock! Kurz und gut, die Stimmung war am Kochen, das Programm gut, der Pianist wohl einem Saloon entsprungen, aber unterhaltsam. Sehr überraschend war letztlich ein Cover der White Stripes (wohl die aktelle Single wenn ich mich nicht täusche) und grandios das Duett mit Matt Costa zu Matts (ja wir duzen uns, als Männer von Welt) Song 'Sunshine'. Schön.


Ein gelungener Abend, Matt fast besser als Jock. Zu diesem Anlass habe ich tatsächlich einen eigenen Witz kreiert (ja er ist tatsächlich meinem Genie entsprungen):

Es treffen sich zwei Medizinstudentinnen in einem Café zur zwanglosen Unterhaltung, bei zwei Milchkaffee überwinden sie den förmlich, zwanghaften Small Talk. So meint die eine zur anderen: 'Du, ich hab gestern nicht gelernt.'
Man sieht was meine Erkenntnis war und ja ich bin darauf stolz, auf meine Erkenntnis.



ps: Dem aufmerksamen Leser ist nicht entgangen, dass ich das Design meiner Seite geändert habe. Das ist richtig. Neidvolle und unfähige Zungen mögen mir nun Plagiatismus vorwerfen, das ist natürlich Unfug. Ich habe mich lediglich inspirieren lassen und ich verbitte mir jedwede Diskussion zu diesem Thema. Lob ist selbstredend zulässig - ist ja auch keine Diskussion.

11 April 2006

Lebemänner

Mitten in der kreativen Arbeit der nächsten zwei Beiträge bin ich doch über ein kleines Video gestolpert. Zuerst musste ich nachdenken. Interessiert es überhaupt meine Leserschaft? Will man es sich wirklich antun? Überfordere ich damit nicht den Zuschauer oder vergraule ich damit meine Leser? Wird man in Anbetracht des Gesehenen noch weiter Besucher bleiben? Wird vor allem tw-telecom mir weiter treu bleiben?

Ich sage ja!

Zu sehen sind zwei Lebemänner auf dem Weg zum Glück. Aber vorerst genug der Worte, hier ist er. Sollte man es nicht besitzen benötigt man übrigens auch noch Schnellzeit von Apfel, zu finden unter www.apple.com/de/quicktime/.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.

ps: Wieder ein kleines Gewinnspiel, wer kann mir sagen wer die beiden Lebemänner sind? Weiterhin frage ich wann diese beiden Herren wo waren? Über einen Preis denke ich nach, eines ist sicher, er wird individuell zugeschnitten auf den jeweiligen Sieger.

07 April 2006

Wetter

Heute scheint wieder nicht die Sonne - das gefällt mir überhaupt nicht.