4. Auf der Spur [ImBL68]
Für mich völlig erwartet kam mir der Gedanke an einen Zuckerbonbon. Nun stand die Frage im Raum: 'Was tun?'. Eines war sicher, Renate könnte meine Mutter sein, auch wenn es nicht sicher war. Damit aber nicht genug, die Hühnertasche wie auch der Schmock daran waren weg, nur das dämliche Huhn war mir geblieben. Ein schwacher Trost. Was würde wohl mein Vater dazu sagen? Er war immer ein sehr resoluter Mann gewesen, ein Mann voller Tatendrang und einer bestimmenden Hand. Er pflegte immer zu sagen: 'Das Weib verlangt nach einer strengen Hand und gefälliger Züchtigung.' Recht hatte er, wenn ich mir diesen runzligen Haufen Lust ansah. Aber das war nicht die Lösung, Schmock galt es zu finden. Er war vor einiger Zeit bei mir und ich hatte ihn unterschätzt. Zumindest hatte er das gesagt, was meinte er damit nur? Ich stieg in mein Auto und steckte den rostigen Zündschlüssel in das dazugehörige Loch. Der Motor keuchte und stotterte, nach einigen Minuten gab er nach und sprang an. Ich hatte 100km, nicht viel für eine Verfolgung, aber genug für mich als versierter Mann. Nur wohin zuerst? Ich warf einen Blick auf meinen kleinen Hund auf dem Armaturenbrett. Hässlich, zweifelsohne, aber ein treuer Wegbegleiter und er nickte mir permanent zu. Ein Geschenk von Renate, vor einigen Jahren. Verpackt in einer braunen Tüte aus Papier. Ich war glücklich, bin es heute noch. Ronny! Mich durchfuhr ein Schreck, meinen Gedanken waren wieder einmal mit mir durchgegangen. Verdammt. Ich fuhr im Schritttempo über den heissen, schwarzen Asphalt. Diese unsägliche Hitze, als ob Schmock nicht schon genug gewesen wäre. Nun das auch noch. Mit geübten Blick taxierte ich die Reihenhäuser links und rechts des Straßenrands. Hier war meine Gegend hier kannte ich mich aus. Freundlich nickte ich dem alten Klaus zu, er beschnitt wieder einmal seine Kakteen. Der Familien Ustermann gönnte ich ein Lächeln dazu, ich mochte die beiden kleinen Mädchen. Sie spielten meist im Garten Fange, zumindest sah es für mich so aus. Aber nirgends eine Spur von dem verruchten Schmock. Ich kam an die erste Kreuzung, Lochhalsstrasse Ecke Nhungasse, links oder rechts? Oder doch geradeaus, Schmock war schon immer ein begeisterter Anhänger dieser linksliberalen Fanatiker gewesen. Also links. Auch ging es dort zum Hauptbahnhof, das erschien selbst mir logisch. Ich hatte nun schon fast 90 Meter hinter mir, als ich links am Straßenrand eine junge Dame sah, die sich nach etwas bückte. Langsam rollte ich an sie heran als ich sah was es war. Mit einem leisen Stottern stoppte ich den Wagen abrupt und stürzte mich auf die Frau. Sie schrie auf, ich keuchte, sie wollte nicht nachgeben, doch ich meinte leise: 'Lassen sie sie sofort los, es ist das Beste für sie.' Sie war eine Komplizin von Schmock, das stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. Diese kleinen verschlagenen Augen, dieser fliehend, gehetzte Blick. Es lag auf der Hand. Zumal sie sich auffällig aufreizend gebückt hatte, das macht doch keine normale Frau. Sie sah mich mit einem Blick voller Angst an und gab sie frei. Ich runzelte meine Stirn und kniff die Augen zusammen, da war sie also. Nur warum hatte Schmock sie zurückgelassen. Mitten auf der Straße? Wer war die Frau? Was ist mit meinem Auto? Was ist mit Ronny? Fragen über Fragen.
Aber ich hatte sie in meiner Hand, die Hühnertasche.